BrunnenBaum

1966
5 cm x 3 m
Bronzeplastik in rechteckigem Brunnenbecken
Universitätsklinikum des Saarlandes, Medizinische Fakultät, Gebäude 6 (HNO-Urologie) 66424 Homburg, Kirrberger Str. 100, Offener Innenhof

Aus dem Pflanzentrog eines rechteckigen Brunnenbeckens erhebt sich großwüchsig der BrunnenBaum. Er wächst mittig aus dem der Häuserfront zugewandten oberen Drittel der umrahmenden Pflanzen des Troges. Das Höhenmaß von fünf Metern wird durch 10 unterschiedlich große und teilweise durchbrochene Flächen unterteilt. Diese quer stehenden Flächen auf den verschiedenen Höhen haben wechselnde Neigungswinkel. Sie sind schalen- oder tellerförmig ausgebildet, konkav gewölbt und waagerecht oder geneigt ausgerichtet. Sie werden jeweils von einem oder auch mehreren baumstammartigen Zylinderstücken auf jeder Ebene getragen.

Auf allen Ebenen bilden die Zylinder, übereinander geschichtet, aber jeweils leicht aus der Mitte versetzt, eine Säule, durch die das Brunnenwasser fließen kann. Es sammelt sich im obersten ‚umrandeten’ Teller und strömt von hier allseitig über die neun Ebenen, die die Schalen darunter bilden, in das Brunnenbecken zurück. Durch die Wasserführung entsteht eine optisch reizvolle Vielzahl von ‚Wasserfällen’, Rinnsalen, ‚Schleiern’ oder ‚Vorhängen’1.

Der BrunnenBaum aus dem Jahre 1966 ist von einem Modell in teilweise vergipster Holzform abgenommen und in Bronze gegossen worden. Einer seiner Vorläufer, ein im Jahre 1965 zunächst als gipsüberzogenes Modell entworfen (Brunnen 1965), ist 1974 in Bronze ausgeführt und öffentlich auch im Universitätsklinikum des Saarlandes aufgestellt worden.

Die Ikonografie des Brunnenkörpers ist der floralen Schaffensphase von Oswald Hiery zuzuordnen2. Die Formgestalt, Stamm, schalenförmige Blätter, aber auch die changierende Farbvielfalt, die durch die Oxydation der Bronze entsteht, die imposante ‚Wuchshöhe’ sprechen diese Sprache. Den floralen Bezug bestätigt auch seine titelgebende Kennzeichnung als BrunnenBaum. Zugleich aber bewirkt sein Anblick auch déjà-vu-Momente technischer Reminiszenz im emotionalen Gedächtnisspeicher des Betrachters. Auf die Frühwerke rückblickend lässt sich sagen, dass diese technische Komponente im Werk des Künstlers eine zunehmend bedeutsamere Positionierung  erhalten hat. Aus dem architektonischen und institutionellen Zusammenhang, in dem der BrunnenBaum steht, sind aber auch bereits die drei Elemente erkennbar, die in den Werken von Oswald Hiery im öffentlichen Raum durchgängig konstitutive Momente bilden: Form, Sinnstiftung, Ortsbezug – dann, wenn man den institutionellen Aufstellungsort in die Interpretation mit einbezieht3.

Am selben Ort steht auch die Plastik Menschenpaar aus dem Jahre 1970.

Der BrunnenBaum (1966) ist die dritte von insgesamt sieben Brunnenplastiken im Öffentlichen Raum, die Oswald Hiery geschaffen hat. In chronologischer Reihenfolge sind dies: Abwehr (1963); Brunnen (1965); BrunnenBaum (1966); Kohle & Stahl (1980); BrunnenPflanze (1983); Die Saar und ihre Kinder (1991); Die Bürger von Riegelsberg (1995). In diesem zusammenfassenden Überblick überrascht nicht nur die Vielzahl der unterschiedlichen Formen und die variierende Behandlung des Wasserflusses. Auffallend sind besonders die sehr vielfältigen unterschiedlichen Erzählstrukturen, die den verschiedenen Brunnen ikonografisch Leben einhauchen.

  1. Vgl. dazu Oswald Hiery: „Übereinandergelagerte Zylinder bilden den Schacht der Brunnenskulptur. Das Wasser wird hoch gepumpt und nimmt seinen Lauf über unterschiedlich große, waagerechte Flächen, die in unregelmäßigen Abständen angeordnet sind und das herabfließende Wasser auffangen und leiten“. Zitiert nach: Kunst im öffentlichen Raum Saarland, Band 2: Universität des Saarlandes, 1945-1999. Campus Saarbrücken, Campus Homburg, Universitätskliniken des Saarlandes, Aufsätze und Dokumentation, hg. von Jo Enzweiler, Institut für aktuelle Kunst im Saarland an der Hochschule der Bildenden Künste Saar, Saarbrücken 1999, 148. Vgl. auch: Kunst im öffentlichen Raum. Universitätsklinikum Homburg, Medizinische Fakultät. Dokumentation der Kunstwerke im öffentlichen Raum nach 1945, Hg. vom Institut für aktuelle Kunst im Saarland, Saarbrücken 2007, 4
  2. siehe Werkbiografie
  3. Zur Veränderung und Wartung des Brunnens unter Alltagsbedingungen vgl.: UKS Report. Zeitschrift des Universitätsklinikums des Saarlandes UUKS) und des Vereins seiner Freunde, Oktober 3/2009, 31, http://www.uniklinikum-saarland.de/fileadmin/UKS/Aktuelles/Zeitschrift_UKS_Report/2009/UKS_III-2009_fuer_Web.pdf (abgerufen 16.9.2018)