Ehrenmal

1959, öffentlich aufgestellt im Dezember 1959
1 m x 3,3 m x 0,86 m
Roter Sandstein
Am Pfarrgarten 3, 66806 Ensdorf (Friedhof)

Zu den ersten drei Werken für den öffentlichen Raum des Bildhauers Oswald Hiery gehört neben dem Portal und den Hasengruppen auch das Ehrenmal. Alle drei sind in seiner Geburtsstadt Ensdorf aufgestellt, alle drei aus dem Jahre 1959.

Auf den Seitenteilen eines Quaders von rotem Sandstein, der an einen Sarkophag erinnert, hat Oswald Hiery Reliefs gestaltet. Der voluminöse Quader mit diesen gemeißelten Reliefs kann wegen seines optischen Gewichts zu Recht Ehrenmal genannt werden. Auf den Seitenflächen finden sich eingemeißelt die geschichtsträchtigen Jahreszahlen 1914 – 1918, 1939 – 1945 und IN MEMORIAM. Die vordere Ansicht trägt vollflächig lebende Gesichter und Hände in Reihung. Die hintere bildet amorphe oder fossile florale Formen und in Totenruhe verharrende Gesichter und Hände ab: Ein Ehrenmal für Lebende und Tote, für Leidende und Gestorbene an Krieg.

Die expressive Gestik der Figuren und die symbolisch reduzierte Formfindung der Skulptur erinnert, wie auch das Portal 1959, an die Formensprache von Ernst Ludwig Kirchner1. Sie passt Erinnerung, Mahnung und Trauer der Erfahrung an. Denn „die Trauer gilt nun nicht mehr nur dem toten Sohn und Soldat, sondern auch namenlosen und zivilen Opfern. Diesen ist in dem Sandstein-Sarkophag ein Denkmal gesetzt. In Reliefs an den beiden Längsseiten thematisiert der Künstler das massenhafte, anonyme Leiden und Sterben während des zweiten Weltkrieges. Die Menschen, denen das Individuelle genommen ist, erscheinen fragmentarisch als maskenhafte Gesichter und Hände, gelegentlich mit Armen – in stummer, hilfloser Verzweiflung – als Tote neben Toten – in Hoffnungslosigkeit hinter Stacheldraht – erschossen, erschlagen, zerquetscht unter Trümmern – gestorben in einem Krieg, dessen Grauen sich der Darstellung in jener Bildersprache entzieht, die in der Gruppe des „Trauernden Elternpaares“ noch möglich war“2.

  1. Interessant und recherchewürdig wäre hier, dass Ernst Ludwig Kirchner seine architektonische Diplomarbeit im Jahre 1905 dem „Entwurf einer Friedhofsanlage“ gewidmet hat, die der Landschaftsarchitektur des Ensdorfer Friedhofs systematisch und strukturell nahe kommt. Vgl. dazu das Blatt 6 des Gesamtplans der Diplomarbeit Kirchners: http://www.kunstmarkt.com/pagesmag/kunst/_id247522-/marktberichte_grossbildansicht.html?_q=%20 (abgerufen 06.08.2018)
  2. Oranna Dimmig, Ensdorf, Hiery, Neu, Ehrenmal: http://institut-aktuelle-kunst.de/kunstlexikon/ensdorf-hiery-neu-ehrenmal-1357 (abgerufen 06.08.2018). Das Trauernde Elternpaar meint eine sanft naturalistische Figurengruppe aus Kupferblech von Walther Neu auf dem Ensdorfer Friedhof aus der Zeit nach dem 1. Weltkrieg; vgl. auch dazu Dimmig, a.a.O.