BrunnenPflanze

1983, öffentlich aufgestellt 1989
3,5 m x 2,5 m x 3 m (ca.), aufgeschraubt auf einen tragenden Edelstahlrost von ca. 2,35 m x 3,75 m, Höhe 8 cm
Aluminiumguss
Stiftstraße 2-6, 66740, Saarlouis

Die vierteilige Brunnenkomposition besteht aus drei länglichen ballonartigen, organisch wirkenden großen Pflanzenkörpern, die als Wasserreservoir dienen. Sie ruhen auf 5 rechteckigen ornamental gegliederten Stämmen, Stängeln oder Stielen, die sie 3,5 m in die Höhe halten. Knapp über Bodenhöhe wächst aus einem dieser Stiele ein ebenfalls ballonförmiges, konisch zulaufendes und ornamental gegliedertes Gebilde, auch das kann man sich als organischen Teil eines Pflanzenkörpers vorstellen. Seitlich ragt der vierte Teil dieser Brunnenkomposition aus dem gepflasterten Untergrund, die Schenkel eines etwa um 110 Grad geneigten Winkels. Sie tragen neben der Jahreszahl 1983 die Signatur des Künstlers Oswald Hiery.

Das Brunnenwasser rinnt aus einer Vielzahl von Düsen. Aus drei Steigleitungen und drei Verteilerbatterien mit 126 Abgängen werden die 126 Düsen, gespeist, die sich auf der Unterseite der drei ballonförmigen Gebilde befinden.

Die gesamte Komposition wirkt wie ein riesiges Pflanzen-Ambiente, es erinnert an eine Baumkrone. Man könnte sich unterhalb der wasserspeichernden Zisternen des Brunnens und um sie herum ein Meer von Blumen, ein blumenbepflanztes Areal vorstellen, das sie bewässern. Bei fließendem Wasser wäre das der Zustand einer Symbiose, das Pflanzenmeer überwachsend spendete die Baumkrone das lebenserhaltende Wasser und nährte sich zugleich selbst aus ihm.

Hier nimmt eine künstlerische Idee Gestalt an, weil sichtbar wird, wie das rieselnde Wasser Leben spendet. Ein perpetuum mobile, ein autonomes Biotop zwischen Kunst und Natur – welch eine märchenhafte und ökologische Idee für eine Stadtlandschaft. – Sie scheint der ideelle Kern der künstlerischen Komposition des Brunnens zu sein. Vor dem Ambiente des Brunnenbaums ist er zum Greifen nahe und symbolisch anschaulich1.

Die Brunneninstallation BrunnenPflanze aus dem Jahre 1983 ist die fünfte von insgesamt sieben Brunnenplastiken, die Oswald Hiery für den öffentlichen Raum geschaffen hat. Dazu zählen in chronologischer Reihenfolge: Abwehr (1963); Brunnen (1965); BrunnenBaum (1966); Kohle & Stahl (1980); Die Saar und ihre Kinder (1991); Die Bürger von Riegelsberg (1995).

  1. Der Entwurf für den Brunnen ist vom Bildhauer Oswald Hiery ursprünglich für das architektonische Ambiente des Innenhofs der Stadtsparkasse Saarlouis konzipiert worden. Zur Lastenverteilung wurde die Plastik auf einen rechteckigen Stahlrost von 2,35 x 3,75 m als tragende Unterkonstruktion montiert. Diese sollte mit der darauf fixierten Brunnenkomposition in ein – später blumenbepflanztes – Wasserbecken im Sparkasseninnenhof eingepasst werden. Dort wurde der Brunnen jedoch nie installiert. – Nach der Übernahme der Stadtsparkasse Saarlouis durch die Kreissparkasse wurde die Brunnenplastik zunächst zwischengelagert. Wegen ihres floralen ikonischen Bezugs hat Oswald Hiery sie in dieser Zeit in der Ausstellung Der Baum in Mythologie, Kunstgeschichte und Gegenwartskunst der Stadtgalerie Saarbrücken vom 15.12.1985-23.2.1986 gezeigt. – Durch Stiftung ging sie nach der Übernahme der Stadtsparkasse an die Stadt Saarlouis über, die sie am heutigen Aufstellungsort aufstellte.

    Aus Sicht des Betrachters ist die Aufstellung am jetzigen Ort in der Stiftstraße unbefriedigend, vor allem anders, als vom Künstler beabsichtigt. Vgl. hierzu Eine Pflanze aus dem Pflaster, in: Saarbrücker Zeitung Nr. 78, 4.4.1989, Sarrlouiser Rundschau und Oranna Dimmig, http://institut-aktuelle-kunst.de/kunstlexikon/saarlouis-hiery-brunnen-1725 (abgerufen 20.8.2018). Sie wurde mit Bezug auf einen abgeschlossenen Innenhof konzipiert, nicht für den Freiraum. Ein Vergleich mit Fotos aus der genannten Ausstellung „Der Baum“ zeigt auch, dass die Plastik am jetzigen Aufstellungsort um ein erhebliches Maß zu tief installiert wurde. Hinzu kommt, dass der gepflasterte Boden abgesenkt wurde, so dass die Gesamthöhe noch einmal verkürzt ist. Auch die Bepflanzung im Unterbau des Brunnenbaums, für die das Wasser aus der Vielzahl der Düsen gespendet wird, fehlt. Sie ist aber für das Kunstwerk notwendig weil wesentlich. Ein überbodenhohes und bepflanztes Wasserbecken, in das die Unterkonstruktion mit Brunnen, so, wie vom Künstler beabsichtigt, eingepasst werden könnte, wäre eine dem Kunstwerk entsprechende Lösung gewesen. Zweifel an der Eignung des Standortes kommen auch bezüglich der atmosphärischen Qualität in einem architektonischen Ambiente, das durch gedrungene Häuserzeilen und einen überhängenden Baum geprägt wird.